NW-Weinexperte Jörg Schlüpmann

„Es gibt so viele gute Weine wie noch nie“ 

Der NW-Weinexperte Jörg Schlüpmann spricht mit uns über den Trend zum Rebensaft,
die Kriterien für einen guten Tropfen und den Zusammenhang zwischen Qualität und Preis

Herr Schlüpmann, Weintrinken ist angesagt, auch in Ostwestfalen-Lippe. Woran liegt’s?
In der Tat, Wein ist ,in‘. Veranstaltungen wie der Weinmarkt in Bielefeld funktionieren seit Jahren hervorragend. Geselligkeit in Kombination mit Genuss ist zudem im Trend, ob zum Essen, beim gemeinsamen Verkosten oder einfach so.

Wie sind Sie selbst zum Thema Wein gekommen?
Das schöne Zusammenspiel von Speisen und gutem Wein habe ich schon in jungen Jahren in Frankreich kennengelernt. Diese Kultur hat sich hier in Deutschland erst langsam entwickelt. Mittlerweile ist guter Geschmack aber auch in unseren Breiten ein echtes Thema.

Dann wollten Sie sicherlich auch fachlich immer mehr über Wein erfahren und dieses Wissen weitergeben?
Gemeinsam mit Freunden habe ich Weinrunden, -verkostungen und –reisen ins Leben gerufen. Für Fachhändler wie Wein Anton in Bielefeld durfte ich Weinveranstaltungen moderieren. Und dann gab es ein weiteres Schlüsselerlebnis: Ich habe 2009 in einem Urlaub vor der österreichischen Weinakademie in Rust – die Stadt mit dem „Winzerkönig“ – am Neusiedler See gestanden.

Und dann hat es Sie gepackt?
Da wollte ich rein, um noch mehr und fundiertes Wissen über Wein und Weinanbau zu erwerben. Über verschiedene Vorkurse in Krems und Rust habe ich dann die Zulassung zur Ausbildung zum Weinakademiker erlangt. Diese Ausbildung habe ich anschließend in Geisenheim im Rheingau absolviert. Das Diploma „Wine and Spirits“ habe ich bereits in der Tasche und im Herbst werde ich vermutlich der erste Weinakademiker Ostwestfalens sein.

Was bedeutet das konkret?
Diese Ausbildung befähigt mich unter anderem, durch Verkosten die Qualität eines Weines zu beurteilen und festzustellen, ob ein Wein sein Geld wert ist. Ich bin insofern ein Experte für den Weineinkauf. Ein Sommelier ist im Gegensatz dazu ein Spezialist für die optimale Vermählung von Wein und Speisen und in der Regel in Spitzenrestaurants tätig. Ich habe diese Ausbildung aber eigentlich nur aus Spaß an der Freude gemacht. Hauptberuflich bin ich stellvertretender Leiter der Deutschen Angestellten-Akademie Westfalen und gut ausgelastet.

Woran erkennt man einen Qualitätswein beim Kauf?
Das steht auf der Flasche. In Deutschland zum Beispiel steht die Abkürzung QbA für „Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete“. Die Qualitätspyramide geht dann weiter mit Prädikaten wie Kabinett, Spätlese, Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese und Eiswein. Beim Verband Deutscher Prädikatswinzer (VDP) ist die Klassifikation an das Burgund angelehnt – dem Gutswein, folgt der Ortswein und die 
Spitze bilden die Großen Gewächse.

Wie findet man am besten ins Thema Wein?
Es gibt gute Einführungen in zahlreichen Büchern. Daneben gibt es 
verschiedene einschlägige und sehr gut gemachte Internetseiten, etwa die vom 
Deutschen Weininstitut (www.deutscheweine.de). Ab dem 30. März veröffentlichet die Neue Westfälische auch ein Weinglossar in Ihrer ,Mein Wein Welt’. Darin sind Themen rund um den Wein zu finden, die Orientierung geben. Das Angebot wird mit der Zeit wachsen. Nicht vergessen will ich hier die kompetenten Fachhändler, die mit guten Tipps und Rat und Tat Weindurstigen zur Seite stehen.

Nun kann man über die Neue Westfälische in der „Mein Wein Welt“ online Qualitätswein bestellen. Wie kam es dazu?
Ich bin vom Verlag angesprochen worden und fand das Projekt absolut spannend und wegweisend. Wir wollen in der ,Mein Wein Welt’ ausgesuchte Weine präsentieren, die einen schönen Einstieg ins Thema ermöglichen, zu verschiedenen Anlässen passen und selbstverständlich ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis haben.

Woher stammen die angebotenen Weine?
Wir präsentieren zunächst Weine von deutschen Winzern, die hier in der Region noch nicht sehr bekannt sind, aber eine sehr gute Reputation haben. Bis zum Sommer haben wir drei Pakete geplant. Zwei der fünf kooperierenden Winzer stellen ihren Betrieb übrigens erade auf eine biologische Produktion um.

Mit welchem Weingut geht es los?
Wir fangen mit dem Weingut Wechsler an. Katharina Wechsler ist eine sehr ambitionierte, tüchtige und engagierte Winzerin. Ihre berufliche Laufbahn hat sie erst in die Welt von Marketing und Kommunikation geführt, bevor sie Weinbau studiert und den elterlichen Betrieb übernommen hat. Der Betrieb im rheinhessischen Westhofen verfügt über einige erstklassige Lagen und Frau Wechsler versteht es, daraus erstklassige Weine zu bereiten.

Welche Weinsorten hat sie im Angebot?
Sie hat natürlich schöne Rieslinge, prämierte Scheureben, Sauvignon Blanc, weiße Burgundersorten, Silvaner und Spätburgunder. Und nicht zu vergessen: ,Fräulein Hu‘, ein Huxelrebe-Perlwein der extrem viel Spaß macht. Alles Weine, die in die Jahreszeit passen, sowohl als Aperitif als auch als Begleitung zu verschiedenen Speisen. Übrigens: Die Regel Weißwein zu Fisch und Rotwein zu Fleisch gilt schon lange nicht mehr. Man darf mit Qualitätsweinen ruhig einmal experimentieren und seinem Geschmack vertrauen

Man spricht viel von der neuen, deutschen Winzer-Generation, die den Markt umgekrempelt hat. Gibt es die wirklich?
Ja, die Deutsche Qualitätsrevolution hat in den 80iger Jahren angefangen mit Weingütern wie Knipser in der Pfalz, Keller in Rheinhessen oder Dr. Heger in Baden, die heute Weltklasseweine erzeugen. In Ihrem Fahrwasser sind Spitzenwinzer wie Philipp Wittmann oder Philipp Kuhn groß geworden und seit einigen Jahren sorgt die nächste Generation für Furore. Bestens qualifizierte Absolventen zum Beispiel der Fachhochschule in Geisenheim können es einfach, machen Wein zu einem Lifestyle Produkt und sorgen dafür, dass es heute in Deutschland so viel guten Wein gibt, wie noch nie – den Konsumenten kann diese tolle Entwicklung nur Recht sein...

Das Interview führte Matthias Bungeroth

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