Es gibt ein Video auf Youtube von einem sehr jungen Christian Hirsch, darin sieht man ihn neben einer jungen Frau in der kalifornischen Sonne Rotwein trinken. Er habe ihr eine Flasche „Lämbörger“ mitgebracht, verkündet Hirsch und die Amerikanerin riecht, probiert und ist begeistert: „Wow, really nice!“
Wer Lemberger – wie er hier ohne amerikanischen Akzent heißt – bislang für einen regionalen Tropfen aus dem Ländle gehalten hat, wird hier eines Besseren belehrt: Der Wein überzeugt auch Übersee, und sicherlich auch in Ostwestfalen. „NW“ steht in großen Lettern auf dem elegant schwarzen Etikett dieser ersten NW-Edition und passt damit perfekt in die Kollektion des Württembergischen Winzers, der auf seinen Flaschen gern mit Initialen spielt.
Doch nicht nur für das Spiel mit den Buchstaben hat Christian Hirsch einen Wein für NW-Leser kreiert: Schon zweimal hat der Winzer Weinpakete für die NW aufgelegt – die Nachfrage war immens. Denn der württembergische Winzer räumt mit allem auf, für das seine Heimat verschrien ist: Seine Weine sind nicht leicht und süffig, sondern kräftig und charakterstark.
„Kein Kraftprotz, aber ein gestandener Kerl“, beschreibt Weinexperte Jörg Schlüpmann die NW-Edition: „Er ist kein leichter Wein, hat aber gleichzeitig auch nicht zu viel Holz – diese Mischung hat mir sofort zugesagt. Man schmeckt die Frucht und kann sich sofort unzählige Essensbegleiter dazu vorstellen.“
Zwiebelrostbraten etwa, oder auch gebratenes Lammkarree mit mediterranem Gemüse. „Der Lemberger ist ein perfekter Essensbegleiter“, sagt auch der Winzer Christian Hirsch, „er hat Muskeln, ist dabei aber smart.“ Meint: ein kräftiger Rotwein, der sich trotzdem einfügt, nicht zu sehr dominiert.
In seiner Heimat findet er dabei die besten Voraussetzungen: „Wir haben hier viel Keuper-Steinböden, die liebt der Lemberger“, erzählt Hirsch, „wenn sich die Rebsorte irgendwo heimisch fühlt, dann bei uns.“
Doch lange Zeit galt sie nur im Ländle als trinkbar: „Lemberger hatte ähnlich wie Trollinger immer so etwas ländliches, verpenntes“, erinnert sich NW-Weinexperte Jörg Schlüpmann – zu Unrecht: „„Lemberger kann Weine von Weltklasseformat hervorbringen und das lässt die NW-Edition deutlich erahnen.“
Dabei ist vor allem die Arbeit des Winzers entscheidend: „Bei hohen Erträgen ist der Lemberger ein eher unscheinbarer Wein“, sagt Winzer Christian Hirsch. Wichtig sei deshalb „Schicki Micki im Weinberg“. Meint: Die Rebe muss entblättert, die Traube halbiert und damit der Ertrag verringert werden: „Dann gibt das einen guten Stoff – und diese NW-Edition ist wirklich ein saustarker Lemberger geworden“, freut sich Hirsch.
Vor allem Weintrinker, denen Spätburgunder zu zurückhaltend im Geschmack sind, sollten dem Lemberger eine Chance geben: „Die Rebsorte würde ich zwischen dem Pinot Noir und Syrah einordnen“, sagt Winzer Christian Hirsch. „In der Nase hat er feine Brombeernoten, dunkle Früchte, dazu etwas Minze, weißer Pfeffer.“
Und noch etwas bringt der Wein mit, bestätigen Weinmacher Hirsch und Experte Schlüpmann: „Trinkfluss.“ „Das ist ein Wein, von dem man sich gern nachschenkt“, übersetzt Schlüpmann diese Weinwelt-Vokabel. Dabei kann man die NW-Edition jetzt schon sehr gut trinken und parallel durchaus noch etwas liegen lassen: „Drei, vier Jahre Lebenserwartung hat dieser Wein sicherlich“, sagt Schlüpmann. Anders als junge Weißweine, die man eher rasch trinken sollte, weil sie sonst an Aroma verlieren, könnte ein Lemberger durchaus gewinnen.
Wenn man ihn dann aber öffnet, sollte er nicht zu warm sein: „Lemberger kann also auch leicht gekühlt serviert werden. So kann er sich im Glas nach und nach schön entfalten“ empfiehlt Schlüpmann und fügt augenzwinkernd hinzu: „wenn er die Zeit dazu bekommt.“
Geschrieben von Maike von Galen